Hilferuf aus dem Gefängnis
Changing-lives erhielt einen dringenden Hilfeschrei, eine Notsituation sei eingetreten.
Der Vater, Alleinerzieher eines 5jährigen Mädchens, wurde soeben verhaftet und kam ins Gefängnis. Seine Tochter ist alleine im Haus und lebt zusammen mit ihrem Vater in einer aus Abfall konstruierten Hütte und weint herzzerreissend. Klar wollten wir zuerst wissen, was der Grund ist, warum der Vater verhaftet wurde. Offenbar verkaufte er auf der Strasse Ware, was in Kampala, ohne Lizenz verboten ist. Eine Lizenz für 40$, kann sich ein einfacher Mann, der in den Slums lebt, einfach nicht leisten. Irgendwie muss er überleben, irgendwie muss er sich und sein Kind über die Runde bringen. In Kampala bezahlt man für alles was Richtung eines Geschäftes geht enorme Beträge, lediglich die Registration einer Firma kann bis zu 1000 Dollars und mehr kosten. Arme Leute haben keine Chance. Doch irgendwie müssen sich auch diese durchschlagen und etwas verdienen. So verkaufte er auf der Strasse ohne Lizenz und wurde verhaftet. In Uganda wird jedermann verhaftet, wenn es nur einen winzig, kleinen Grund dafür gibt, denn jedermann muss sich danach wieder frei kaufen und dies ist die eigentliche Motivation, Menschen zu verhaften. So ist die Polizei Tag und Nacht am Kontrollieren der Leute, lediglich mit der Absicht, einen Grund zu finden, Leute zu verhaften. Am einfachsten ist es, man bezahlt dem Polizisten direkt 100’000 Schilling, das sind 25 Dollar, dann ist die Sache erledigt. Ist jemand nicht in der Lage, diesen Betrag zu bezahlen, kommt die Person ins Gefängnis und hier kostet es dann 200’000 Schilling um frei zu kommen, das sind ca. 55 Dollar. Allerdings kann sich dieser Betrag je nach «Schuld» auf über eine Million erhöhen. Bei diesem Vater wurden zuerst 200’000 verlangt, dies konnte gestern nicht bezahlt werden, da unser Mitarbeiter vor Ort nur 100’000 aufbringen konnte. Am Tag danach wurde dann von 300’000 gesprochen. Changing-lives hat per Western Union schlussendlich 400’000 überwiesen. Das Resultat, der Mann kam danach frei. Klar haben wir die Auflage gemacht, dass künftig nur noch Arbeiten ausgeführt werden, die legal sind, wohlwissend, dass der Mann auch künftig etwas verdienen muss, denn die Tochter und auch er müssen irgendwie essen und für die Hütte im Slum bezahlen sie 400’000 Schilling pro Monat. Es ist ein Teufelskreis und es zeigt uns, wie die Realität in Uganda ist. Wir alle wissen, dass das Land korrupt ist, doch auch hier müssen wir gelegentlich ein Auge zudrücken, denn ein Polizist, der lediglich 50$ verdient kann mit diesem Lohn nicht einmal alleine überleben und mit einer Familie hat er keine Chance. Die Lebenskosten in Uganda für eine Familie ist mindestens und wirklich mindestens 1 Million Schilling, das sind rund 250 $, so hat ein Polizist keine andere Chance als sich mit Korruption sein Gehalt aufzubessern, denn auch er muss schlichtweg überleben. Korrupt sind nicht die Menschen, das korrupte System wird vom Staat nicht nur gefördert es wird direkt aufgezwungen. Changing-lives hat in diesem Fall geholfen, weil es sich für unsere Verhältnisse um einen relativ kleinen Betrag handelt und weil das Kind den einzigen Elternteil, den es hat braucht. Wohlwissend, dass diese Aktion vom Herzen her richtig, vom Verstand her falsch war.